In ziviler Kleidung, mit einem kleinen Rucksack und der nötigsten Fotoausrüstung geht es mit dem Ziel vor Augen über das Campusgelände. Wir öffneten die erste Tür und gingen ein paar Stufen hinab zur zweiten Tür. Hinter dieser standen wir in einem langen Flur und nahmen sofort den modrigen Bunkergeruch wahr. Ab hier mussten wir nur noch unserer Nase über den Flur folgen und hatten es geschafft.
Vor uns lag der Zugangstunnel zum Bunkerkrankenhaus des Klinikums, ab jetzt lief die Zeit. Unser Ziel war es, vor Ende der Besuchszeit das Gebäude wieder zu verlassen.
Inhaltsverzeichnis
Welchen Zweck hatte das Bunkerkrankenhaus?
Der Bunker wurde nicht nur als Schutzraum für Patienten während Luftangriffen zwischen 1941 und 1943 erbaut, sondern diente vorrangig für dringende Operationen und Erste-Hilfe-Leistungen bzw. der Erstversorgung in größerem Umfang bei Luftangriffen.
Ursprünglich war nur ein einstöckiges Gebäude geplant, aber der Plan wurde zugunsten eines zweistöckigen Bunkers geändert, um mehr Betten für die Patienten bereit stellen zu können. Im Untergeschoss befanden sich hauptsächlich Operationsräume, die in Septische und Aseptische unterteilt waren. Hier konnten während der Luftangriffe kleinere und größere Operationen vorgenommen werden. Außerdem beherbergte das Untergeschoss etwa den Maschinenraum für Heizung und Lüftung, das Diesellager, die Gasschleusen, Doktor- und Personalzimmer, sowie wenige Patientenzimmer.
Im Obergeschoss befand sich der Luftfilter- und Batterieraum, sowie diverse Bettenzimmer mit Einzel- und Stockbetten, sanitäre Einrichtungen und kleine Teeküchen. Es standen 400 Patientenbetten bereit, wovon 62 für die angrenzende Kinderklinik vorgehalten wurden. Zusätzlich gab es ein Ruhezimmer für Ärzte mit 4 Betten.
Der Bunker war nicht als ständiger Aufenthaltsort gedacht, sondern als vorübergehender Schutzraum bei Luftangriffen. Er war mit der Kinder- und Frauenklinik verbunden, um die Evakuierung der Patienten zu erleichtern. Der Zugang war streng auf Krankenhauspersonal und Patienten beschränkt.
Wenn du mehr über das Bauwerk, die Einrichtung und Abläufe erfahren möchtest, empfehle ich dir die folgende Lektüre “The Effect of bombing on health and medical Care in Germany“. Neben dem Bauwerksplan finden sich dort auch originale Bilder aus der Betriebszeit.
Die Bauphase und Kriegsschäden
Der Bau begann im April 1941, und bis Juli 1943 war der Bunker voll funktionsfähig. Während des Krieges erlitt der Bunker nur geringe Schäden, trotz mehrerer Bombenexplosionen in der Nähe. Seine massive Betonkonstruktion bot effektiven Schutz, und die Patienten sowie das Personal waren gut abgeschirmt. Der Bunker war mit einer Heizungsanlage, Wasserversorgung und einer Notstromversorgung ausgestattet, sodass er unter schwierigen Bedingungen operieren konnte.
Denkmalpflegerische Informationen
Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen beschreibt den Bunker als Teil des „Luftschutz-Führerprogramms“ für bombensichere Krankenhäuser. Der Bunker hat eine Fläche von 2.360 Quadratmetern und bot 565 Schutzplätze auf zwei Etagen. Die Baukosten betrugen eine Million Reichsmark, und der Architekt war August Wilhelm Müller, ein Spezialist für Schutzraumbauten.
Insgesamt wurde der Bunker als eine der besten Schutzmaßnahmen seiner Zeit betrachtet. Und dennoch ergreifen weder Behörden noch Eigentümer Maßnahmen zum Schutz des Baudenkmals. Denkmalschutz heißt in Deutschland oftmals nicht ein Denkmal zu pflegen, sondern es sich selbst zu überlassen. Ein weiteres gutes Beispiel dafür ist der Salzgitterbunker in Luckenwalde, auch hier überlassen die zuständigen Stellen das Denkmal sich selbst.
Der Zahn der Zeit
Im Laufe der Jahre hat das Wasser den Weg ins Bauwerk gefunden und sammelt sich im Heizungs- und Lüftungsmaschinenraum. Von dort aus setzt es seinen Siegeszug fort. Auch wenn kein weiteres Wasser nachfließen würde, kann es von hieraus immer wieder neu kondensieren. Sämtliche Holzeinbauten sind stark vergammelt oder Schlichtweg nicht mehr existent.
Denkmalschutz ganz dem Motto “aus den Augen aus dem Sinn”.
Album „Das chirurgische Bunkerkrankenhaus“ erstellt am 09.11.2024 von Trümmer Lümmler
Titelbild Quelle: trolley-mission
Hallo Rene, in *piep* gibt es auch eine schöne Rettungsleitstelle unter einer Schule in *piep* West…vielleicht kennst Du den Bau schon…….? Der Hausmeister dort ist sehr aufgeschlossen! Grüße aus Suhl Rolf